Claude Piron 26.02.1931-22.01.2008

de.wikipedia.org Claude Piron
eo.wikipedia.org Claude Piron
claude-piron.ch (web.archive.org)

 

 


©
Quelle: eo.wikipedia.org wiki Projekto:Vizaĝoj

Galerie: eo.wikipedia.org wiki Projekto: Vizaĝoj galerio
Datei: Vizaĝoj galerio# media Dosiero: Claude Piron.jpg
Bearbeitung: St.Eitner 20190916

edexlingkompar edexstatsituacio edexstatsitucelo
Claude Piron war ein sehr vielfältig denkender Mensch und Esperantist. Zu unserem speziellen Thema äußerte er sich in einem Brief an Leonard Orban, dem EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit zwischen 2007 und 2010. Jener sprach sich gegen Esperanto aus. Dazu unten mehr.

Artikel in mehreren Sprachen verfügbar 

Deutsch
Italiano

English
Magyar
Français
   

Claude Piron fragt Leonard Orban, EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit
"Was denken Sie über die Mehrsprachigkeit in Europa?
"Danke, sehr geehrter Herr Kommissar, dass Sie die Europäer einladen, Ihnen Ihre Meinung mitzuteilen. Das ist ein sympathisches Zeichen des Respekts vor dem einfachen Bürger."
In Europa soll einerseits gut kommuniziert werden und andererseits die Vielfalt der Identitäten bestehen bleiben. Aber: "Die englische Sprache zu verwenden ist nicht demokratisch." Daß "das Englische den Erfordernissen interkultureller Kommunikation nicht angepasst ist." zeigt die Realität. Viele Europäer sind Aphasiker. Sie leiden praktisch unter einer Sprachstörung, eben weil es mit Englisch doch nicht so einfach ist wie gern behauptet.
"Die Verantwortlichen, die Massenmedien, die intellektuelle Elite gibt sich einer gigantischen Täuschung hin, wahrscheinlich eher aus simpler Ignoranz denn aus Absicht, aber auf jeden Fall in verdammenswerter Ignoranz der Konsequenzen." "Und die Menschen zu täuschen ist undemokratisch."
"1. Man macht die Nicht-Englischsprachigen glauben, dass es für jedermann möglich ist, das Englische gut zu beherrschen. Eine Täuschung. .... " Englisch-Muttersprachler behalten Vorteile. Es bleibt ungerecht.
"2. Man macht die Öffentlichkeit glauben, dass der Schulunterricht zur Beherrschung der englischen Sprache führt. Die Mehrzahl der Jugendlichen glaubt in der Tat, dass sie nach Absolvierung des Englischunterrichts die Sprache gut beherrscht. Eine Täuschung. .... " Sehr oft sind die Sprachkenntnisse doch nicht so gut wie erwartet. "Eine Selbsttäuschung. Besonders gegenüber sich selbst ist es immer schwierig, objektiv zu sein." ....
"3. Man macht die Öffentlichkeit glauben, dass man nach Erlernen der englischen Sprache überall in der Welt kommunizieren könnte. Eine Täuschung." Das alltägliche Englisch wird bei den europäischen Bevölkerungen kaum verstanden.
"4. Man macht die Öffentlichkeit glauben, dass die Vorherrschaft des Englischen als einziger Weltsprache endgültig sei, dass es sich um etwas quasi Schicksalhaftes handle, und dass es vor diesem Hintergrund absurd sei, eine Änderung dieses Systems vorzuschlagen, .... Eine Annahme als Tatsache darzustellen ist eine Täuschung.
"5. Man täuscht die Menschen, indem man verbirgt, bis zu welchem Grade die Aussprache des Englischen es zu einer ganz besonderen Sprache macht, für die Mehrheit der Menschen schwieriger auszusprechen als die meisten anderen Sprachen." Besonders große Probleme machen "die große Anzahl von Vokalen - 24 - und die Existenz von einem Phonem wie /th/, .... "
"6. Das Englische erfordert doppelt so viel Mühe, seinen Wortschatz zu erwerben, wie im Durchschnitt bei anderen Sprachen, aber dies wird nie herausgestellt. Eine Täuschung." Das liegt an mangelnder Formverwandtschaft zwischen Wörtern, wie auch den vielen Dubletten.
"7. Man gibt unterschwellig zu verstehen, dass das Englische eine normale Sprache sei, ebenso präzise wie andere. Eine Täuschung. Sie ist ganz klar ungenauer, weil es ihr an grammatischen Markern fehlt und weil die Bedeutungsfelder (semantische Felder) in ihr oft zu groß sind. .... Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, aber diese reichen wahrscheinlich aus. Ich habe in relativ vielen Sprachen gearbeitet, aber keine von mir gekannte Sprache hat so viele semantische Zweifelsfälle wie das Englische. Besonders in den Rechts- und Naturwissenschaften ist dies sehr hinderlich."
"8. Man sagt, Esperanto sei ein Hobby, ein Steckenpferd von Dilettanten, eine phantastische Utopie, die nicht wirklich funktioniert. Eine Täuschung." Esperanto zeigt sich in der Praxis deutlich überlegen. "Die Kosten-Nutzen-Relation ist bei der Annahme des Esperanto ganz klar günstiger als bei anderen Systemen."
"9. Man macht die Öffentlichkeit glauben, dass das Englische die einzige Möglichkeit bietet, der Herausforderung der Mehrsprachigkeit zu begegnen, und dass die Kosten, die sein Gebrauch verursacht, vernachlässigbar und nicht weiter zu verringern seien. Eine Täuschung. Die Kosten würden sich beträchtlich verringern, wenn das Esperanto die Rolle des Englischen übernähme, sowohl im Unterricht als auch in den internationalen Beziehungen." "Der Wirtschaftswissenschaftler François Grin hat kalkuliert, dass die Übernahme des Esperanto durch die europäischen Institutionen zur Einsparung von 25 Milliarden Euro jährlich führen würde."
"Zusammenfassend ist festzustellen, dass die sprachliche Organisation Europas, und sogar der ganzen Welt, auf einer beeindruckenden Anzahl von Irrtümern und Täuschungen gegründet ist, die von Rede zu Rede, von Artikel zu Artikel immer wieder wiederholt werden, unabhängig davon, ob die Verbreiter der Unwahrheiten dies nun absichtlich tun oder ob sie - was sicherlich meistens der Fall ist - einfach nur wiederholen, was alle oberflächlich sagen, ohne sich darum zu bemühen, die Fakten nachzuprüfen und ohne über die Folgen ihres Handelns nachzudenken."
"Was wollen Sie tun, Herr Kommissar, was will die Kommission tun, um der Wahrheit wieder zu ihrem Recht zu verhelfen?" .... "Wenn die Kommission weiterhin dem Weg der Untätigkeit folgt, wissen wir, dass die Demokratie von den europäischen Institutionen nichts zu erwarten hat. Jede Täuschung, auch eine in guter Absicht (bonafide), kann nur zu antidemokratischen Entwicklungen führen.
Claude Piron"
20190924SE


Leonard Orban (EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit 2007-2010) stellt sich gegen Esperanto 
In Esperanto kommentiert bei Raporto.info
Während eines Besuchs in Spanien widersprach Leonard Orban ausdrücklich der Idee, für Europa solle es Esperanto oder eine andere gemeinsame Sprache geben. Er nahm an einer Debatte teil und kündigte an, daß die EU ab dem kommenden Jahr die Vielsprachigkeit vorantreiben will.
Er akzeptierte nicht die Möglichkeit mit einer gemeinsamen Sprache (wie Esperanto) anzufangen, selbst wenn die Kommunikation damit vereinfacht wäre.
- Ich widerspreche, weil während wir uns zur Integration weiterentwickeln, die Vielfalt erhalten müssen. Das ist unser Reichtum, und wir müssen uns nicht mit den USA vergleichen. -
Er besuchte auch Schulen, welche am Programm der Madrider Regionalregierung für zweisprachige Ausbildung in englischer und spanischer Sprache teilnahmen.
Leonard Orban (Rumänien) wurde am 12.10. als neues Mitglied der Europäischen Kommission zugelassen, mit der Verantwortung der Vielsprachigkeit. Er hat nur eine klar definierte Aufgabe, Verantwortung zur Vielsprachigkeit. Erstmals in der Europäischen Komission gibt es ein Mitglied, welches seine volle Arbeitszeit sich um die Sprachpolitik der Union sorgt und entscheidet.
Verbunden mit seiner Kandidatur sagte er, daß er die offizielle Politik unterstützt, welche darauf zielt, die EU-Bürger zu ermutigen zusätzlich zur eigenen Sprache zwei Fremdsprachen zu lernen. Trotzdem ist nicht definiert, welche Fremdsprache man in erster Linie lernen soll. Zusätzlich sagte er, daß er die textliche Übersetzung von Filmen unterstützt, statt der Synchronisation. Dies ist gut für die Erweiterung von Kontakten der Kinobesucher anderer Sprachen.
Während des Besuchs in Spanien macht Orban darauf aufmerksam, daß sich in fünf Jahren die Zahl der offiziellen Sprachen in der EU verdoppelte, dagegen vergrößerte sich der Aufwand der benötigten Menschen und ökonomischen Mittel für die Funktion der Vielsprachigkeit der EU um nur 20 Prozent.
Die wachsende Verbreitung des Englischen in Spanien, welches für mehr als 70 Prozent der offiziellen Dokumente der EU genutzt wird, besorgt ihn nicht. Nach ihm ist das ein "gewöhnliches Verfahren", und "wegen der Effektivität" sind Übersetzungen nicht immer möglich.
Das Offizialisieren der regionalen Sprachen (eŭska, galega, kataluna kaj valencia lingvoj) in der EU hängt gänzlich von Spanien ab. Die Amtlichmachung darf so stattfinden wie man voriges Jahr Gällisch offizialisierte, wenn die Regierung von dem betreffenden Land dieses ersucht.
Der Text wurde grob übersetzt. Es kann festgestellt werden, daß Leonard Orban nicht ausreichend Kompetenz gezeigt hat. Er scheint über grundlegende Fragen der internationalen Verständigungsmöglichkeiten nur soviel zu wissen, um etwas ohne Diskussion entgegnen zu können. Kein Einzelfall.
20190924SE


Leonard Orban rifuzas Esperanton en EU 
In Esperanto kommentiert bei liberafolio.org/arkivo
Leonard Orban weist Esperanto für die EU zurück. In einem Netzforum antwortete er vielen Esperantisten. Für ihn gibt es viele Motive, warum Esperanto als Brückensprache in der EU nicht geeignet ist. Einerseits verweist er darauf, daß ein Erschaffen von kompletten Fachsprachen für ganz neue Nutzungsfelder von Esperanto eine enorme, teuere Arbeit sein würde. Andererseits behauptet er, daß eine Entstehung von Brückensprachen ein "historisch spontanes sozialsprachwissenschaftliches Phänomen" ist, nicht ein Resultat von "zum Gesetz gemachten und politischen" Entscheidungen. Gleichzeitig behauptet er, daß er selbst an Brückensprachen "nicht glaubt", aber er erklärt nicht die ständig wachsende Rolle des Englischen als genau diese Brückensprache der EU.
Leonard Orban gründete im Oktober 2007 ein neues vielsprachiges Internetforum gerade genau über Vielsprachigkeit. Er bat Netznutzer zu erzählen, was sie über Sprachen in Europa denken. Wegen seiner förmlichen Vielsprachigkeit, ohne wie auch immer einer Teilung zwischen den Sprachen, wurde das Forum bald ein großer Sprachensalat, wo die Diskutierenden in unterschiedlichen Sprachen einer am anderen vorbei redeten. Sehr aktiv im Netz die Esperantisten, welche oft außer ihrer Nationalsprache auch in Esperanto schrieben. Etwas von Aktivität zeigten auch Fürsprecher der nichtoffiziellen EU-Sprachen, beispielsweise die katalanische.
Die Tatkraft der Esperantisten war so umfassend, daß in ihrem - selbstverständlich vielsprachigen - Brief an die Teilnehmer des Forums Leonard Orban sich am 06. Februar gezwungen fand, eine eigentümliche Meinung über die eventuelle Rolle von Esperanto in der EU zu formulieren. Laut ihm, kann Esperanto wegen verschiedener Gründe nicht als Brückensprache genutzt werden:
Die Vielsprachigkeit der Europäischen Union legt definiert und klar begrenzt das Gemeinderecht fest. Sprache darf eine offizielle Sprache der EU werden, wenn sie drei Bedingungen erfüllt: sie wäre offizielle Sprache eines Mitgliedsstaates gemäß dessen Verfassung; der betreffende Mitgliedsstaat ersucht um einen Status als offizielle Sprache der EU; die anderen Mitgliedsstaaten billigen diese Bitte einstimmig. ....

Der dritte Grund ist mehr persönlich: ich glaube nicht an Brückensprachen, ob Esperanto, ob Latein ob ... das Englisch. Andererseits ist die Entstehung von Brückensprachen ein historisch spontanes sozialsprachwissenschaftliches Phänomen, nicht ein Resultat von "zum Gesetz gemachten und politischen" Entscheidungen. ....

Wie gewohnt, beeilten sich die Esperantisten im Forum auf die Argumente von Leonard Orban zu antworten.
Forumnutzer Remush schrieb französisch, daß Esperanto eine sehr flexible Sprache ist, daß es leicht ist neue Worte zu kreieren, und daß Informationen über Bremszylinder und andere technische Wörter ja zum Beispiel im Esperanto-Bildwörterbuch (Esperanta Bildvortaro) auffindbar sind. ....

Auf die Behauptung von Leonard Orban zu dem Fehlen von praktischer Verwendung in allen Feldern des Lebens bezogen, konstatiert Dan Van Herpe ironisch, daß Leonard Orban nicht weiß worüber er spricht.
- Bestimmt stellten Sie dieses als Tatsache nach langandauernder, objektiver und wissenschaftlich fundierter Prüfung fest? Oder befragten Sie nicht etwa Ihre Glaskugel? Eine kleine Internetbenutzung genügt um das Gegenteil zu beweisen. ....

Kurzgefasst: Leonard Orban sieht zwar wirkliche Probleme wegen einer geringen Verbreitung in den Gesellschaften, in der Konsequenz sorgt er aber auch dafür, daß alles bleibt wie es ist.
2019092420190930SE

 

Linkbündel

Was denken Sie über die Mehrsprachigkeit in Europa?
Offener Brief an Leonard Orban
(claudepiron.free.fr)   (egalite.hu)
komisionano pri multlingveco kontrauas esperanton (archive.wikiwix.com) 
Leonard Orban rifuzas Esperanton en EU (liberafolio.org/arkivo) 
de.wikipedia.org Claude Piron
eo.wikipedia.org Claude Piron
de.wikipedia.org Leonard Orban
eo.wikipedia.org Leonard Orban
Sprachen, Gehirn und öffentliche Gesundheit oder das Drama der umweltbezogenen Aphasie 
de.wikipedia.org Aphasie