Zlatko Tišljar 19.05.1945-08.09.2020

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edexstatsitucelo edexsciencosocia edexeuroidenti
Zlatko Tišljar war aktiv bei der Europäischen Esperanto-Union EEU, er sorgte unter anderem für Austausch zwischen EEU und EDE, die trotz ihrer unterschiedlichen "Gangart" ja doch das gleiche Ziel haben. In diversen Beiträgen behandelte er europäische Themen, speziell in "Eŭropa identeco" (1998) und "Eŭropo vi baldaŭ mortos" (2005) recht kritisch. 

 
EŬROPA IDENTECO (EUROPÄISCHE IDENTITÄT)
EŬROPO, VI BALDAŬ MORTOS! (EUROPA, DU WIRST BALD STERBEN)


EŬROPA IDENTECO (EUROPÄISCHE IDENTITÄT)

1. Enkonduko
(Einleitung)
Zlatko Tišljar zeigt die EU in ihrem aktuellen Zustand. Scheinbar ist die Entwicklung gut, friedlich und sie verbreitet Hoffnung. Aber ging dies alles historisch zu schnell? Um Beständigkeit zu erreichen, ist das Modell der EU zu erhalten. Eine Erweiterung braucht nicht am geografischen Kontinent enden. Die Soziologie muß sich an der neuen Situation orientieren und kann nicht mehr auf dem Konzept von Nationalstaaten beruhen. Jegliche Gruppen-Identifizierung muß neu verstanden werden.
2. Altruismo — amo kaj malamo
(Selbstlosigkeit - Liebe und Hass)
Altruismus zeigt sich in Liebe - aber auch in Hass. Menschen brauchen Zugehörigkeiten zu Gruppen. Dort kommt es aber neben der Zuneigung gegenüber den Mitgliedern auch zur Abneigung gegenüber anderen Gruppen. Tišljar nennt diesen Altruismus "Gruppenegoismus". Doch sind auch die Zugehörigkeiten immer im Wandel.
3. Ideologia stabileco kaj ŝanĝebleco
(Ideologische Stabilität und Veränderungsmöglichkeit)
In der Geschichte wechseln sich stabile Zeiten mit Krisen ab. Ideen und Dogmen altern, sie sind irgendwann an ihrem Ende. Und wie man täglich sieht, brauchen große Machtgebilde dann auch länger als kleine, um sich zu verändern.
4. Identeco
(Identität)
Ein Individuum hat nur dann eine Identität, wenn diese sich auf etwas konstantes, wie eine Gruppe, bezieht. Aber das Individuum strebt nach Freiheit. Gruppen erschaffen sich eine Grundhaltung mit Dogmen, die über Wissensvermittlung weitergegeben wird. Die eigene Sprache spielt bei alledem eine wesentliche Rolle.
 5. Lingvo kiel socia distingilo
(Sprache als soziales Unterscheidungsmerkmal)
Jedes Individuum gehört verschiedenen Gruppen an und praktisch haben alle diese Gruppen ihre Sprache. Dialekte gehören dazu. Menschen sind vielsprachig. So entstehen Einflüsse und Sprachvarianten. Linguisten sehen in Sprachen den Kommunikationszweck. Wenn es so einfach wäre und Sprache nur ein Mittel ist, dann würden alle seit langem eine gemeinsame Sprache sprechen, schreibt Zlatko Tišljar. Seit Menschheitsbeginn differenzieren sich die Sprachen, sie sind ein soziales Unterscheidungsmerkmal, um soziale Identitäten zuzuordnen. Tišljar sieht die Schwierigkeiten bei Einführung einer weltweiten Sprache darin, daß Gesellschaften bestrebt sind, sich gegenüber jemandem abzugrenzen.
 6. Nacia lingvo — neûtrala artefarita lingvo
(Nationalsprache - neutrale kunstgemachte Sprache)
Eine nationale Normsprache entwickelt sich aus den spontaneren Dialekten. Wer auf das Schreiben angewiesen war, schaffte Regeln. Solche Regeln gelten dann für ein Herrschaftsgebiet mit einer Hauptstadt. Eine Nationalsprache ist nach einer Zeit eine geordnete Mischung aus verschiedenen Dialekten, und ohne dominierenden Hauptstadtdialekt. Sie ist eine neutrale kunstgemachte Sprache. Einzelne Personen, wie Schriftsteller, Wissenschaftler und Politiker entwickeln diese Sprache, die ganz bestimmt nicht gottgegeben ist. So eine relativ neutrale Sprache schafft dann eine auf den Nationalstaat orientierte Identität. Unterschiede zwischen englischen Staaten scheinen für die Gesellschaften durchaus gewollt.
 7. Sociaj grupoj kaj interesgrupoj
(Soziale Gruppen und Interessengruppen)
Manche Gruppen bilden sich nur, um egoistische Ziele zu verfolgen. Solchen Interessengruppen ist die Vereinheitlichung von Sprache wichtiger als es den engeren sozialen Gruppen ist. Sprachen und Dialekte nähern sich an, so Tišljar. Eine auf Esperanto basierende Europasprache passt zu diesem Trend.
 8. La nuna EU-politiko pri identecoj kaj lingvoj
(Die heutige Identitäts- und Sprach-Politik der EU)
Grundlegende EU-Dokumente erwähnen Sprache und Sprachpolitik nicht. Identität spielt in Kapiteln zu Kultur, Lehre und Wissenschaft eine Rolle. Die europäische Identität stellt man sich erst in einem föderalen Staat der Bürger vor. Man weiß in den Institutionen schon, daß dazu noch etwas benötigt wird. Als Lösung sieht man eine irgendwie zu bewahrende und zu nutzende Sprachenvielfalt. In der EU gibt es die formale Gleichberechtigung aller Nationalsprachen, die Praxis zeigt dagegen die Ungleichheit. Der Übersetzungsaufwand ist extrem, am Ende werden wenige bevorzugt. Übersetzungen sind gelegentlich mißverständlich. Um die Sache abzukürzen, wird manches Projekt nur noch englisch abgewickelt. Über eine europäische Sprache für alle Teilnehmer möchte niemand befinden. Die EU ist kein föderaler Staat und die Nationalstaaten wahren ihre Identitätsvorstellungen. Mit einem erstarkenden Englisch hätte eine künftige Föderation ein großes Problem. Völker würden sich herabgesetzt und betrogen fühlen. Widerstände würden sich entwickeln, so wie sie sich bei Nichtrussen in der Sowjetunion entwickelten. Die EU wäre am Ende.
 9. Subsidiareco en la kultura kaj lingva politiko
(Subsidiarität in der Kultur- und Sprachpolitik)
Subsidiarität ist die Voraussetzung für ein geeintes Europa und steht gegen den Zentralismus, der praktisch in den Nationalstaaten noch sehr verbreitet ist. Subsidiarität geht von der untersten territorialen Einheit aus. Doch dieses Prinzip soll auch für Identitäten und Sprachen gelten. Neben den Nationalsprachen sind also genauso Dialekte oder Minoritätssprachen zu bewahren. Das gilt aber auch für die europäische Ebene. Diese Identitäts-Stufe muß durch die neutrale Europasprache gekennzeichnet sein. Diese Sprache ist wie die anderen nicht nur ein Kommunikationsmittel sondern eine Identitätssprache. Die EU-Administratoren irren sich, wenn sie das reine Kommunikationswerkzeug Englisch als eine Lösung ansehen. Bei einem Verharren wird eine EU keine Chance auf langandauernde Existenz haben. Beispiele sind die im Osten zerfallenen Vielvölkerstaaten. Jede Ebene braucht ihre gemeinsame Sprache. Sollten außereuropäische Sprachen oder alte tote Kultursprachen eine gemeinsame neutrale Europasprache werden? Oder nicht doch eine neue, wissenschaftlich entwickelte wie das Indonesisch? Und damit sind wir wieder bei Esperanto angekommen. Wir brauchen eine demokratische Form mit vorher intensiver wissenschaftlich begründeter Diskussion, um eine Lösung zu finden.
10. Eûropa ideologio — demokratio de diversecoj
(Europäische Weltanschauung - Demokratie der Vielfältigkeiten)
Gesellschaften zielen auf Ideologien, mit deren Hilfe man sich identifizieren kann. Auch wenn dies problematisch ist, Gesellschaften können ohne gemeinsame Ideen nicht langfristig existieren. Ein geeintes Europa kann nur mit einem Europäischen Bewußtsein bestehen. Das richtige Maß ist entscheidend. Gemeinsame Interessen sind der Erhalt des Friedens und eine vielfältige Demokratie. Eine EU soll zeigen, daß jeder Mensch ständig viele Identitäten und Gruppenzugehörigkeiten hat. In den USA wird dagegen zwar individuelle Freiheit versprochen, in dieser Gruppe stehen aber viele Merkmale fest, der liberale Kapitalismus, die Einzigartigkeit der USA in der Welt, die Religion, die Sprache. Klar ist, daß in Europa solche Ziele keinen Sinn ergeben. Das Subsidiaritätsprinzip muß wirken. Individuelle Freiheit ist genauso wichtig wie die Identifizierung mit verschiedenen Gruppen. Die soziale Solidarität hat ebenfalls in Europa größere Bedeutung als anderswo. Damit eine Gemeinschaft der Bürger entsteht, brauchen wir eine gemeinsame neutrale europäische Sprache, die allen eine gleiche Ausgangsposition bietet. Diese Sprache ist nicht nur ein geeignetes Kommunikationsmittel, sondern auch ein Identitätswerkzeug. Man weiß das auch in den USA. Doch heute bestimmen in Europa die Nationalstaaten mit ihrem begrenzten Blick. Deren Medien verbreiten oft eine negative Stimmung gegenüber Europa. Nötig ist eine bessere Bildung und eine Erziehung hin zu dem Europäischen Bewußtsein. Doch solche Medien fehlen. Bei den Verantwortlichen entstehen Ideen, wie anstelle einer nationalen eine europäische Zugehörigkeit durch das "Europa der Regionen" entwickelt werden könnte, in dem dann der ökonomische Vorteil im Vordergrund stehen würde. In der Praxis kann das so nicht funktionieren. Statt irgendeine Ebene abzuschaffen, ist die europäische miteinzuschließen.
 11. Naciaj dogmoj kiel psikologia fonto de kontraûstaroj al eûropa identeco
(Nationale Dogmen als psychologische Quelle der Gegenwehr zur Europäischen Identität)
Unsere Nationalstaaten haben nationale Bildungsziele, in denen die eigenen Vorteile nahegebracht werden. Leicht entsteht auch heute ein mystischer Glaube über eine eigene heilige Nation. Die europäische Ebene wird in diesen Systemen praktisch nicht gefördert. Der Begriff der "Muttersprache" wird überhöht. Erst neue Generationen könnten mittels neuer Bildung erfahren, daß die Muttersprache nicht die Nationalsprache ist, sondern der lokale oder regionale Dialekt oder eine Minderheitensprache. Die heutigen nationalgebildeten Eliten können oder wollen noch nicht verstehen, daß eine Europäische Union eine eigene Identität mit einer eigenen europäischen Sprache braucht. Jene Widersacher haben eher keine Argumente vorzubringen und fürchten einen Machtverlust gegenüber ihren Völkern.
 12. Valorigoj de niaj apartenoj
(Bedeutungen unserer Eigenheiten)
Bei der Zuordnung der eigenen Werte schwanken wir Menschen zwischen zwei Kriterien. Zum einen zählt das ökonomisch auf dem Marktprinzip beruhende Verwertbare. Zum anderen ein das Subsidiaritätsprinzip nutzende Emotionale. Ökonomisch gesehen, ist die EU mit ihrem großen Marktterritorium entscheidend. Umgekehrt ist das beim emotionalen Blick. Die meiste Zeit spricht man lokal. Je nach Anwendung wird Sprache also verschieden eingesetzt. Werden Minderheitensprachen unterdrückt, entstehen Konflikte. Die Emotion steht dann über dem Rationalen. Wenn man also die Konflikte aus der Geschichte kennt, sieht man die Notwendigkeit, die europäische Bildung für eine Identifizierung mit Europa weiterzuentwickeln.
 13. Eûropa manifesto
(Europäisches Manifest)
Zlatko Tišljar bereitete sich auf die Gründung einer "Gesellschaft für Europäisches Bewußtsein" vor und begann die Diskussion 1995 beim SAT-Kongreß in Maribor. Es entstand sein Europäisches Manifest und die Gesellschaft wurde 1996 gegründet. Das Manifest ist in dieser Ausgabe enthalten und wird hier so wie die anderen übersetzten Texte in Kurzform sinngemäß zusammengefasst.
In neuester Zeit entwickelt sich entgegen den demokratischen Staaten ein System des "puren Staates". Ein Teil der osteuropäischen Länder kann die Wohlstandsversprechen der Wendezeit nicht erfüllen. Dieses sich nach innen kehren führt zu Ethnopurismus, Religionspurismus, politischen Purismus usw., kurz Purismus. So ist zu erwarten, daß sich diese Staaten letztlich gegeneinander stellen. Nationalismus bedeutet Expansionismus, mögliche Kriege gefährden auch den Westen Europas. Allgemein würden sich die Gesellschaften historisch zurückentwickeln. Früher galt einfach, wer in einem eroberten Gebiet (dem vergrößerten eigenen Markt) lebt, wird Staatsangehöriger dieser Nation. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee des bürgerlichen demokratischen Staates mit mehr Freiheit für jedes Individuum weiterentwickelt. Dies war in den USA bereits normal. Doch spielt dort der Markt eine große Rolle, dagegen nicht der persönliche Hintergrund. Die Schwierigkeiten bleiben. Zu den nationalistischen und Minderheitenproblemen kommt eine immer aggressivere Aufdrängung der englischen Sprache gegenüber allen nichtenglischsprachigen Menschen.
"Eine Europäische Union braucht eine Bewegung, welche für ein Europäisches Bewußtsein mit einer Identität als primäre Identität streiten wird, einer Staats-Bürger-Identität, einer Identität in der neuen europäischen Weltanschauung über die Staatsbürgerschaft mit menschlichem Antlitz!" Ein Zeichen für Identität als Europäer ist die Europäische Sprache. Die EU-Bürokratie sieht Sprache nur als Kommunikationsmittel und darin kein identifizierendes Merkmal. Dabei muß die Sprache neutral sein. Ein Beispiel dafür ist die geschaffen Sprache in Indonesien. Europa hat für diesen Zweck längst Esperanto. Europa sollte sich bald besinnen, sonst durchlebt die Idee des Europäischen Bewußtseins nicht ihre Kindheit. Ansonsten würde in Europa mit Hilfe des nichtneutralen Englisch ein neues Imperium wachsen. Europa würde irgendwann aus den gleichen Gründen explosionsartig zerfallen wie es in Österreich-Ungarn oder in der Sowjetunion der Fall war. Auf Dauer kann man nichtrussischen Völkern kein Russisch durch Vorherrschaft aufdrängen. Dort möchte man sich davon befreien. Diese Explosion würde wahrscheinlich einen Dritten Weltkrieg und wahrscheinlich die Zerstörung der menschlichen Zivilisation zur Folge haben. Zlatko Tišljar geht mit seiner Annahme ziemlich weit. Auch wenn manche seiner Leser dies als zu übertrieben negativ ansehen könnten - wendet man konsequent das historische Wissen an und denkt in die Zukunft weiter, dann würde ein lächelndes Abwinken doch zu vorschnell sein. Wir brauchen in den Ländern Europas eine internationale Bewegung, um den Europäern die Notwendigkeit eines Europäisches Bewußtseins klar zu machen. Für diese Aufklärungsarbeit gründete Tišljar die "Gesellschaft für Europäisches Bewußtsein". Die Europäer sollen verstehen, daß es sich um eine eigene Ebene neben den anderen Identitäten handelt, die nicht einer einzelnen Gruppe gehört. Individualität soll auch für den Glauben gelten, ohne auf Institutionen festgelegt zu sein. Mittels Bildung und Erziehung müssen Chauvinismus und Purismus bekämpft werden. Für alle Europäer mit ihren verschiedenen Kulturen ist Pluralismus einen hoher Wert. Mächtige Kommunikationsmittel wie Fernsehen und Informationsnetze sollen genutzt werden, um das passive Esperanto-Wissen zügig möglichst vielen Europäern nahezubringen. Minderheitensprachen sollen an Kinder weitergegeben werden. Es sind offene Universitäten und internationale Gymnasien zu gründen, die in der neutralen europäischen Sprache lehren. Dort sind auch lokale Kulturen und Sprachen zu vermitteln. Zu stärken sind: Demokratie, Menschenrechte, Gleichberechtigung, Ökologie, eine internationale solidarische ökonomische Ordnung. Mit diesen Zielen spielt Europa eine größere Rolle, wobei es bereits in der Gleichberechtigung ein Leitmodell entwickelt. Verschiedenen Gruppen soll das Kennenlernen erleichtert werden. Das Europa der Regionen mit den Prinzipien der Subsidiarität ist zu fördern.
Aldonoj
(Anhänge)
 1 Pri enamiĝo kaj sekso (por ne miksi ilin kun amo) (Über Verlieben und Sex (um sie nicht mit Liebe zu vermischen)) Hier unterscheidet Zlatko Tišljar zwischen Verlieben, Sex und Liebe. Gerade der Begriff Liebe ist vieldeutig. So kann Liebe als ein Phänomen von Gesellschaft angesehen werden, das nicht auf Sex bezogen ist, sondern auf eine gedankliche Nähe. Und selbst eine komplexe Gesellschaft wie die europäische braucht einen identifizierenden Sinn.
 2 Esperanto diferencas de aliaj internaciaj lingvoj bazitaj je eûropa lingva tradicio (Esperanto unterscheidet sich von anderen internationalen Sprachen durch eine europäische Sprachtradition) Anders als bei Versuchen wie z.B. Volapük wurde Esperanto lebendig. Zamenhof wollte nicht nur die sprachliche Verständigung erleichtern, sondern durch dieses Mittel eine friedlichere Welt auf den Weg bringen. Dabei ist klar, daß für eine Gesellschaft eine Identität entsteht. Esperanto hat sich als Sprache mit eigener Kultur und Geschichte längst bewährt.
 3 Neniu povas lerni kontentige fremdan nacian lingvon por esti egalrajta kun denaskulo (Niemand kann eine fremde Nationalsprache so zufriedenstellend lernen, um gleichberechtigt mit Muttersprachlern zu sein) Die Praxis zeigt, als Erwachsener lässt sich eine andere Muttersprache nur schwierig erlernen. Möchte man wirklich eine intellektuelle Gleichberechtigung zwischen elitären Schichten in Europa erreichen, dann sollte der Vorteil, den Esperanto bietet, genutzt werden. Falls sich diese Eliten nicht gut miteinander verständigen können, werden sie dauerhaft negativ in ihre nationalen Gesellschaften gegen eine Europäische Union wirken. Und in der Folge werden sie früher oder später den Zerfall der EU verursachen.
Postparolo
(Nachwort)
Zlatko Tišljar macht noch einmal klar, daß die von ihm verwendeten Begriffe so zu verstehen sind, wie sie hier definiert sind, als Ergebnis einer mühsamen Auseinandersetzung mit Gesellschaften und Individuen. Viele Sachen haben zwei Seiten, mit gut und böse lässt sich nicht alles erklären. Man muß sich den Gedanken öffnen um zu verstehen. Doch dazu sollten sich die Interessierten das tiefergehende Original beschaffen. 
Literaturo (Literatur)
Zur Person

 

EŬROPO, VI BALDAŬ MORTOS!
(EUROPA, DU WIRST BALD STERBEN)

ANSTATAŬ ANTAŬPAROLO (STATT EINES VORWORTES)
EŬROPO, HOMON VI PERFIDIS (EUROPA, DU HAST |DEN| MENSCHEN VERRATEN)
Zlatko Tišljar erlebte die Situation so. Europa schrumpfte in Bosnien, der Mensch wurde verraten. Das friedliche Nebeneinander von drei Völkern und Religionen wandelte sich in Krieg, aber Europa sah weg. Wobei der Begriff Europa sicher unterschiedlich zu definieren ist. Doch die Gefahr besteht für alle Teile Europas. Dezember 1992 (Erschien in "Ethnismus" 1993)
UNUA PARTO: DANĜEROJ PRO LA NUNA EŬROPA LINGVA POLITIKO
(ERSTER TEIL: GEFAHREN WEGEN DER HEUTIGEN SPRACHPOLITIK)
 1. EU - DANĜERO POR MALGRANDAJ NACIOJ (EU - GEFAHR FÜR KLEINE NATIONEN) Die neuaufgenommenen EU-Länder wie auch die (westliche, USA-orientierte) EU haben eine unterschiedliche Sicht auf sich selbst. Dabei stellt diese Gemeinschaft doch einen großen Nutzen für alle dar. Trotzdem bleibt das Problem, daß eine Gleichberechtigung zwischen großen und kleinen Nationen nicht sichergestellt ist. Ethnischen Sprachen und damit ethnische Kulturen könnten aussterben. Die EU proklamierte zwar die Gleichberechtigung von Sprachen, aber ihre "Tipps" helfen wenig. Sprachenvielfalt stellt man sich dort so vor, daß jeder Europäer eine "große" und eine "kleine" Fremdsprache lernen soll. Am Ende "gewinnen" jedoch nur die Großen, oft das englische, als Arbeitssprache gelegentlich auch das französische oder das deutsche. Der EU ist der Markt wichtig. Arbeits- und Wohnort sollen in Euroa frei wählbar sein. Dies würde für Slowenien bedeuten, daß Bürger zusammen mit ihrer Sprache abwandern. Im Ergebnis werden europaweit mehr Bürger eher die jeweils größere Sprache lernen und weniger die kleine. Nach 100 Jahren würden wahrscheinlich viele kleinere europäische Sprachen kaum noch existieren. Auch wenn die Politiker könnten, sie wollen dies nicht sehen, weil es die USA, Britannien und die Eliten anderer Völker so wollen. Schließlich wollen jene dazugehören und sie haben viel dafür investiert. Dabei kann die Lösung nur eine gemeinsame europäische neutrale Sprache sein. Erst dann ist Gleichberechtigung möglich. Dann bekämen die Europäer sprachlich neben der Kommunikations- auch eine Identifikationsfunktion. In den Schulen würde neben der nationalen auch die gemeinsame Sprache gelernt werden. Natürlich würden die identitäswahrenden Dialekte bleiben. Daneben könnten freiwillig auch andere Nationalsprachen gelernt werden, wie bei den Briten üblich. Sprachenprobleme würden in der EU beseitigt. Auch Minderheitensprachen könnten leichter bestehen, mit zuwandernden Fremden wäre sofort eine Verständigung in der gemeinsamen Sprache möglich. Leider ist die "Realpolitik" nicht fähig, ihre Richtung zu ändern. Dort geht es um Macht. Die EU befolgt weiter den über die USA-Sprache aufgedrängten Weg und unterdrückt damit die kleinen Völker bis sie verschwinden.
 2. LA NUNA LINGVA POLITIKO KONDUKAS AL DISŜIRO DE KONTAKTOJ INTER GENERACIOJ
(DIE HEUTIGE SPRACHENPOLITIK FÜHRT ZU EINEM ZERREISEN VON KONTAKTEN ZWISCHEN GENERATIONEN) Die EU hat sich in ihrem Vorschlag für eine Verfassung nicht über die Sprachenfrage geäußert. Allgemein kommt das Wort Sprache kaum vor. Nur in einem Zusatz steht etwas über eine Regulierung der Sprachenfrage in den Organen der Union. Einerseits ist der freie Fluß von Arbeitskräften möglich, andererseits finden immer neue Kombinationen von Elternschaften statt. Doch werden es Enkel immer schwerer haben, sich mit den Großeltern zu unterhalten und ihre Hinterlassenschaften, die geschriebenen Spuren, zu verstehen. Die EU erwartet praktisch eine Vielsprachigkeit der einzelnen Bürger und proklamiert für alle Sprachen Gleichberechtigung. So werden aber alle mit dem Problem alleine gelassen. Kinder müssen nach einem Umzug oft eine neue Sprache lernen. Aber die Kommunikation zwischen Generationen wird damit unmöglich gemacht. Kleine Sprachen, Kulturen und Völker verschwinden auf diese Weise. Ohne eine ordnende Sprachenpolitik wird nur die Nutzung der englischen Sprache stimuliert, welche wir nicht wählten. Wenn es mit unseren Kulturen weitergehen soll, dann müssen wir über eine gemeinsame europäische neutrale Sprache reden. Nur so ist gute und gerechte Verständigung möglich, die zu einer gemeinsamen europäischen Identität führt.
 3. LIBERE LOĜI ĈIE EN EŬROPO
(ÜBERALL IN EUROPA FREI WOHNEN) Von der EU wird eine ähnliche Mobilität wie in den USA gewünscht. Damit ändert sich in historisch kurzer Zeit die Zusammensetzung der Stadtbewohner. Die neu Angekommenen bleiben möglicherweise nicht ihr restliches Leben dort und sie werden die dort beheimatete Sprache nicht unbedingt gut beherrschen. Wie sollen Stadtverwaltungen, Gerichte, Ärzte, Pfleger und Polizisten mit dieser Herausforderung umgehen? Wieviele zusätzliche Übersetzer und Schulklassen sind nötig? Sollen alle die jeweilige Sprache lernen? Manche Politiker prahlen schon heute, daß sie ein Brüsseler Englisch nutzen. Englisch wird zum Teil schon als Voraussetzung für Bildung angesehen. Dies alles, obwohl in den Gesellschaften nicht wirklich über das Problem diskutiert und abgestimmt wurde. Nationalstaaten raten Neuankömmlingen jedenfalls, ihre Sprache zu lernen. Aber so kommen auch weniger Arbeitskräfte. Doch Englisch macht auch Probleme und schafft Mißverständnisse bei Katastrophen, z.B. bei Bränden oder Flugzeugunfällen. Eine Übersetzung des Verfassungsvorschlags offenbarte mehr als 500 Fehlübersetzungen, obwohl von Professionellen erstellt. Doch man möchte bei den EU-Verantwortlichen mit Absicht nichts davon wissen. Der Zufall und der Markt sollen es machen. Sie unterwerfen sich den heutigen Sprachen-Lobbys, sie sehen ihr Englisch als ausreichend an und meinen, sie brauchen sich nicht um alternative Vorschläge zu kümmern.
 4. RELIGIOJ KAJ LINGVOJ
(RELIGIONEN UND SPRACHEN) In einem Europa mit Reisefreiheit würde die Wanderung steigen und in einem Gebiet kämen z.B. Moslems aus verschiedenen Ländern zusammen, die inzwischen verschiedene Sprachen sprechen würden. Dann würde an diesen Orten aber eine noch größere Differenzierung auch bei den Religionen entstehen, was zu Extremismus führen würde. Dies gilt praktisch auch für die anderen Religionen. Dann werden wir viele Białystoks haben. Mißverständnisse und Hass sind die Gewinner. Statt immer mehr Abgrenzungen brauchen wir hier eine Identifikation mit Europa.
 DUA PARTO: LERNI EL HISTORIO
(ZWEITER TEIL: AUS GESCHICHTE LERNEN)
 1. EU LERNU PRI LINGVOJ EL JUGOSLAVIA KAZO
(EU LERNE |ETWAS| ÜBER SPRACHEN AUS DEM JUGOSLAWISCHEN FALL) Im zweiten, dem sozialistischen Jugoslawien (1945-1991) gab es im Prinzip zum Teil gute Sprachregularien, die den heutigen in der EU ähneln. Es existierte keine offizielle gesamtstaatliche Sprache, alle Sprachen waren auf ihren Gebieten offiziell und gleichberechtigt. Der Markt entschied über die praktische Sprachanwendung, also nutzte man die stärkste. Die Medien nutzten die jeweiligen Hauptsprachen der Landesteile. Die Sprachen von Tagesnachrichten wechselten wöchentlich. In Schulen nutzte man die Landessprachen, in manchen autonomen Gebieten weitere Minderheitensprachen. Diese besaßen aber unterschiedlich verteilte Rechte und waren teilweise mit Medien vertreten. Weitere Fremdsprachen wurden in den Schulen gelehrt, darunter konnte auch Esperanto gewählt werden. Im jugoslawischen Parlament wurde die serbische Variante von dem kroatischserbischen genutzt und es wurde nicht gern gesehen, wenn Slowenen oder Albaner ihre Sprache verwendeten. In kleineren Territorien hatten Nationalitäten eigene Theater, Radiosendungen, Zeitungen. Die am Ort üblichen Minderheitensprachen waren im Lehrprogramm. Eine jugoslawische Identität entstand mit alledem nicht. Die staatlichen Organe versuchten es mit gemeinsamen Studienobjekten zu Kultur, Literatur und Geschichte. Doch sie vermieden es, über das Wesentliche nachzudenken. Eine gemeinsame Identifizierung würde nur mit einer gemeinsamen und neutralen gesamtjugoslawischen Sprache entstehen. Der erste Sprachenkonflikt fand im Jahr 1967 statt. Kroaten wollen nicht, daß die eigene Sprache verschwindet und in einer kroatischserbischen Sprache aufgehen soll. Diese politischen Spannungen nahmen zu, so forderten die Albaner im Kosovo die gleichberechtigte Nutzung ihrer Sprache, während die Beamten eher serbischsprachig waren. Slowenen wollten Ende der 80er Jahre keine Schulreform, in der einheitlich jugoslawische Literatur behandelt würde. Die eigene wäre dabei zu kurz gekommen. Die bekannten politischen Umbrüche folgten. Sprachen- und Minderheitenrechte waren in Jugoslawien sogar besser entwickelt als heute in vielen EU-Staaten. Spannungen entstanden aber zwischen Regionen mit sich machtlos fühlenden Eliten und dem Zentrum zuerst über den Sprachenkonflikt. Das politische System konnte den aufstrebenden Finanzeliten nicht die erwünschten Freiheiten bieten. In der jugoslawischen Armee war die Mehrheit der Offiziere Serben, die später auf ihre Weise handelten. Entschärft hätte sich die Situation durch Einführung eines Mehrparteiensystems. Und es fehlte die gemeinsame jugoslawische Identität, weil deren Grundlage, eine neutrale Sprache, fehlte. Bürger fühlten sich kaum als Jugoslawen sondern ihrer jeweiligen Nation zugehörig. Die politische Elite Jugoslawiens nutzte den serbischen Nationalismus, setzte Autonomien außer Kraft und am Ende kam es zum militärischen Konflikt. Dann entschied sogar manchmal ein Dialekt, wer getötet wird. Was bedeuten diese Ereignisse für die EU? In vielsprachigen Staatsgebilden zeigen sich erste Spannungen gegenüber einem Zentrum in Sprachenkonflikten. Sprachen sind Kennzeichen von Gruppenidentität um sich von anderen Gruppen zu unterscheiden. Erst dann kann sich die Gruppe weiterentwickeln. Da Jugoslawien keine gemeinsame neutrale Sprache hatte, nutzten auch alle Erziehungs-Bemühungen nichts. Dies gilt auch für Länder wie die Sowjetunion und die Tschechoslowakei. Sie zerfielen. Darum ist für die EU eine europäische Identität überlebenswichtig. Mit solch einem Vorteil ist die USA ausgestattet. Krisen sind nichts außergewöhnliches, dann ist ein Gemeinschaftssinn notwendig, damit die EU nicht zerfällt. Sprachenkonflikte deuten solche aufkommenden Krisen an. Zlatko Tišljar geht weit mit seiner Aussicht. Am Ende könnte ein militärischer Konflikt stehen, der sich zu einem Weltkrieg ausweitet. Sicher ist eines, die aktuelle europäische Sprachenpolitik wiederholt die alten aber bekannten Fehler. 
 2. LINGVA EVOLUO SUR LA TERITORIO DE IAMA JUGOSLAVIO POST TIES DISFALO
(SPRACHLICHE ENTWICKLUNG AUF DEM TERRITORIUM VOM EINSTIGEM JUGOSLAWIEN NACH DESSEN ZERFALL) Nachdem die Territorien unabhängig wurden, veränderten sich die Sprachen. In den Medien erschienen alte und neue Wörter. Die kroatische Variante des serbokroatischen entfernte sich wieder vom serbischen. Ähnliches geschah dann auch in Bosnien/Herzegowina, als Turkismen und traditionelle Wörter einflossen. Dadurch entstanden neue Gruppenidentitäten. Einen solchen Prozeß von Differenzierungen gab es auch beim österreichischen nach den Weltkriegen.
 3. KIEL ONI ELEKTAS LINGVON POR KOMUNA UZO EN MULTNACIAJ KAJ MULTLINGVAJ ŜTATOJ?
(WIE WÄHLT MAN EINE SPRACHE FÜR EINE GEMEINSAME NUTZUNG IN VIELNATIONALEN UND VIELSPRACHIGEN STAATEN?) Die alte Form, Gebiete anderer Völker zu erobern und die eigenen Gesetze aufzunötigen, kann für Europa nicht mehr gelten. Imperien setzten ihre Nationalsprache in den Verwaltungen und Schulen der eroberten Gebiete ein. Ab dem 20. Jahrhundert entstanden vielnationale Staaten durch politische Übereinkünfte. Dort wurde die Sprachenfrage neu gestellt. Der Staat Indonesien entstand nach dem 2. Weltkrieg. Die vielen tausenden Inseln mit ihren vielen Sprachen brauchten eine gemeinsame Identität. Notwendig ist ein gemeinsames Verständigungsmittel, irgendeine gemeinsame Sprache. Statt die stärkste zu nehmen, entschied man sich für die Basis einer sehr kleinen Java-Sprache. Sie wurde von Linguisten vereinfacht und um viele Wörter ergänzt. Damit entstand eine neutrale "künstlichgemachte" Sprache, die heute zu den größten Sprachen der Welt gehört. Doch wo steht Europa in dieser Frage? Esperanto ist doch die längst benötigte Europäische Sprache. Warum nicht von Indonesien lernen?
 4. LIBERIĜU DE ILUZIO KE LA EŬROPAN VIZION EBLAS REALIGI PER LA SIMBOLO DE BRITA IMPERIO!
(BEFREIT EUCH VON EINER ILLUSION DASS ES MÖGLICH IST DIE EUROPÄISCHE VISION MIT DEM SYMBOL VOM BRITISCHEN IMPERIUM ZU VERWIRKLICHEN) Man glaubt in der EU oft, daß Vielfalt einfach so existiert. Doch gibt es auch Konkurrenz, Kampf und Hass und ein Auseinanderstreben. Positiv wäre aber die Einigung über eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Ziel. Als die Nationalstaaten in Europa entstanden, gab es diese Visionen von dem gemeinsamen Ganzen z.B. in Italien und Deutschland. Immer ging es dabei auch um das Symbol, um eine gemeinsame Sprache. Bildungsschichten arbeiteten bereits in der Renaissance daran, auch wenn zuhause weiter die lokal-regionalen Sprachen benutzt wurden. Ja, die heutige EU lebt in der Illusion, dieses neue Staatsgebilde käme ohne die gemeinsame Vision Sprache aus. Unter dem Spruch von Vielsprachigkeit wird das Symbol des britischen Imperiums verwendet. Gleichsam werden alle Sprachen weniger genutzt, bis auf das englische. Die EU hat also nichts aus der Geschichte der Ex-Sowjetunion und Jugoslawien gelernt, wo Vielsprachigkeit und Gleichberechtigung proklamiert wurden, aber doch die Macht des Zentrums zählte. Wo sich keine Identität ausbildet, zerfällt alles wieder. Die Vision von Europa braucht nicht nur ökonomische und territoriale Komponenten sondern auch die symbolische. Und diese gemeinsame Sprache existiert. Seit 120 Jahren wird, meist in Europa, mit dieser Sprache gelebt. Viele Werte der Aufklärung flossen ein. Völlig falsch ist die Illusion, eine europäische Vision auf Grundlage des britischen Imperiums aufbauen zu wollen. Dessen Symbol ist die englische Sprache. Europa braucht Esperanto und Sprachenvielfalt statt ein aufgenötigtes Englisch. Europa sollte die Völker fragen, ob sie wirklich diese nichtneutrale Nationalsprache oder doch z.B. Esperanto wollen.
TRIA PARTO: (DRITTER TEIL:)
LA FUTURO (DIE |ZUKUNFT|)
 1. ĈU EŬROPO SUPERVIVOS KAZE DE GRAVA KRIZO?
(WIRD EUROPA IM FALL EINER ERNSTEN KRISE ÜBERLEBEN?) Ein Gefühl von Gruppenidentität ist je nach Gefährdung unterschiedlich stark ausgeprägt. Mitempfinden ist in kleinen überschaubaren Gruppen leicht möglich. Daß selbst künstlerische Vorstellungen Emotionen auslösen, liegt an einem ähnlichen Wertesystem. Persönliche Zugehörigkeiten wandeln sich in diesem System, wie auch solche gegenüber weitergefassten Gruppen. Tišljar sieht die Notwendigkeit einer europäischen Ideologie, eines gesamteuropäischen Wertesystems, welches erst eine emotionale Beziehung schafft, damit Europa nicht wegen einer Krise zerfällt. Starke emotionale Bereitschaft gegenüber Europa wird innerhalb einer solchen Krise bestimmt nicht wachsen. Wer kann, wird sich und seine Wertgegenstände fortschaffen. Die heute in der EU Entscheidenden können das nicht verstehen, da ihre Gruppe noch nie in Gefahr war. Sicher ist der Ideologie-Begriff recht belastet. Doch brauchen Menschen trotzdem eine Sicht auf die Welt. Diese Gedankenwelt soll die Werte der EU erklären, welche doch recht fortschrittlich sind, und mit welchen sich die Einzelpersonen gern identifizieren kann. Diese emotionale Beziehung zu Europa ist in Krisensituationen unerlässlich. Ansonsten werden die Europäer in einer großen Krise keine Emotionen für Europa haben, sie werden wenn möglich fortgehen. Falls wir den Glauben an Europa als etwas wichtiges annehmen, dann könnten wir nicht nur egoistisch rational, sondern auch emotional handeln. Dieses Denken ist übrigens noch immer den Nationen vorbehalten. Solche USA-Ideologie half den Angehörigen im zweiten Weltkrieg. Man sieht sich als Mächtig an, mit den besten Werten. Hat sich Tišljar mit diesen Überlegungen gegen den Humanismus ausgesprochen? Er meint, theoretisch ja, aber ist der wahre Humanismus möglich? Dazu brauchte es eine "gleichstark emotionale Beziehung und Hingabe für alle Menschen in der Welt". Doch dies wäre nicht zu ertragen. Man soll eingestehen, daß man nicht allen helfen kann. Nur wenige können das so unmittelbar. Einfacher ist das innerhalb einer Gruppe.
 2. SUBSIDIARECO EN STRUKTURADO DE LINGVA KAJ KULTURA SUVERENECO
(SUBSIDIARITÄT IN EINER STRUKTUR VON SPRACHLICHER UND KULTURELLER SOUVERÄNITÄT) Subsidiarität bedeutet, daß die politische und ökonomische Verwaltung entgegen dem Zentralismusprinzip von der am untersten sozialen Einheit entscheidet und einen Teil seiner Souveränität nach oben bis hin zum EU-Parlament weiterreicht. Den Ausgangspunkt haben in der EU also die Regionen. In Kultur- und Sprachpolitik wird dieses Prinzip nicht angewendet. Oft gelten in den Staaten Gesetze der zentralen Organe. Lokale und regionale Dialekte, auch Minderheitensprachen, sollen in öffentlichen Orten und Schulen nicht verwendet werden. Das Subsidiaritätsprinzip sollte also auch für die sprachliche und kulturelle Souveränität gelten. Damit sich dieser andauernde Zustand ändert, sollte in jeder Region durch Vertreter aller Gruppen geklärt werden, welche Rolle deren Sprachen in der Region haben. Solche Ausarbeitungen brauchen viel Zeit. Eine Übereinkunft würde die Kenntnis und Nutzung der dort bestehenden Nationalsprache in Schulen, Massenmedien und staatlichen Stellen festlegen. Dazu kämen dann Minderheitensprachen mit eigenen Rechten, also auch einer gewissen Nutzung in Grundschulen, Massenmedien und im Rechtssystem. Bei Übereinstimmung wird diese Übereinkunft von allen unterschrieben, um künftig wirken zu können. So braucht sich später niemand beschweren. Nach einem Jahr Verhandlung über die Statusregeln in den Regionen würden diese Regionen gemeinsam über die Lage im Nationalstaat verhandeln. Wieder geht es um die Rollen der verschiedenen Sprachen in den Bereichen Bildung, Medien usw., diesmal auf der nationalen Ebene. Die entstehenden Probleme über die Bedeutung der Hauptsprache werden in einer dritten Phase behandelt. Denn es gibt durchaus in einigen Ländern neben einer Nationalsprache noch weitere Völker mit eigenen Sprachen. Dann sind in Unterverhandlungen geeignete Lösungen zu finden, die von allen akzeptiert werden können. Als nächstes würden Verhandlungen über die Rollen der Sprachen auf der darüberliegenden EU-Ebene beginnen. Die Mitgliedsstaaten verhandeln dann über eine Lösung für eine gemeinsame Sprache für die EU-weite Nutzung. Sie soll in den Schulen gelehrt und in den EU-Instanzen verwendet werden. Weitere Institutionen können sich dann später dafür entscheiden. Alle diese Verhandlungen brauchen ihre Zeit, sicher ist viel Klärung notwendig, z.B. wie die Beziehungen zwischen diesen Sprachen aufgebaut sind. Erst nach dieser sicher langwierigen Klärung lässt sich die Lösung umsetzen. Doch anders wird kein gerechtes Ergebnis erzielt. Doch wer von den Bürgern und Politikern sollte auf die Idee kommen, solche Aufgaben als Aufgaben zu erkennen und sie umzusetzen? Jetzt ist die Esperanto-Bewegung gefragt. Sie sollte sich wahrnehmbar für einen subsidiären Lösungsansatz über die Funktion von Sprachen in der EU einsetzen. Auch eine politische Aktivierung für Esperanto in Parteien mit Wahlkämpfen in der EU ist nötig. Als Beispiel nennt Zlatko Tišljar E-D-E! Und welche andere politische Vereinigung sollte es in dieser Zeit auch sonst tun? Zu fordern sind Experimente in kleinen Regionen, in denen zu den jeweiligen Sprachen auch Esperanto angewendet wird. Befürchten die Politiker einen positiven Effekt?
 3. LINGVA SITUACIO EN LA MONDO POST CENT JAROJ
(SPRACHLICHE SITUATION IN DER WELT NACH EINHUNDERT JAHREN) Tišljar sieht die Einstellung vieler Esperantisten als problematisch an. Esperanto als zweite Hilfssprache für die ganze Welt sei nicht rechtfertigbar. Dazu müssten alle Länder innerhalb der UNO diese Sprachentscheidung akzeptieren. Auf Macht basierende politische Kämpfe würden keine Entscheidung für eine der Nationalsprachen bringen. Dagegen könnte eine der schwachen, z.B. neutralen Sprachen um noch fehlende Ausdrücke erweitert werden. Aber wer ist dazu bereit? Doch würde man es tun, dann würden aus ökonomischen Gründen auch die multinationalen Handelsgesellschaften und Medien nachziehen und weltweit diese gemeinsame Sprache verwenden. Danach gäbe es die Entwicklung, daß Regionen in der Welt ähnlich wie Europa zu Föderationen werden. Sie würden auf gleiche Weise eine gemeinsame neutrale Sprachen wählen, wie es in Indonesien geschah, also basierend auf einer kleinen Sprache aus dem eigenen Gebiet. Und genauso würde es in der EU passieren. Nach 100 Jahren konkurrieren größere Sprachterritorien. Die ökonomische Macht bestimmt dann, ob z.B. die englische oder europäische Sprache dominiert. Andere europäische Nationalsprachen werden dabei an Einfluß verlieren. Eine weltweite Zweitsprache würde sich nie realisieren, sie würde nicht gestattet, um sie nicht stark werden zu lassen. Eine Sprache soll sowohl eine verständigende und eine identifizierende Rolle spielen. Eine weltweite Sprache mit nur einer Gruppe hätte keine identifizierende Funktion, weil eine unterscheidende Vergleichsgruppe fehlt.
Hier sind noch Anmerkungen nötig. Viele Esperantisten sehen diese Aussagen sicher kritisch. Die Idee einer weltweiten gemeinsamen Sprache hat Sinn und Berechtigung. So eine Hoffnung braucht nicht aufgegeben werden, selbst wenn die Geschichte oft Umwege bereithält. Zlatko Tišljar betrachtet illusionsfrei einfach nur, wie Menschen handeln. Wie optimistisch kann man da sein? Die Erfahrung zeigt, daß sich oft erst dann etwas verändert, wenn keine andere Wahl mehr besteht. Diese weltweiten Krisen verdichten sich in Zukunft eher noch, so daß die Welt nur noch gemeinsam handeln kann. Dazu braucht es keine theoretisch angenommene Zivilisation, die von außen dazukommt. Die Menschheit könnte bald eine Gruppe darstellen, die sich gemeinsam gegenüber gemeinsamen Krisen identifizieren muß. Zu abstrakt? Aktuelles Beispiel ist unter anderem der Klimawandel, eine Sache, die gewissermaßen Eigeninteressen verfolgt, andere Interessen als die Gruppe Menschheit. Zur Geschichte gehört der Fakt, daß in Europa der Wunsch nach einer gemeinsamen weltweiten Sprache besonders früh und eher als anderswo entstand. Wenn also hier aus dem Bedürfnis heraus besonders viele Nutzer an dieser Sprache mitwirken, dann kann es nicht verwundern, daß sie auch recht europäisch ist. Gelegentlich wird gerade diese Eigenschaft Esperanto vorgeworfen, auch von Leuten, die sich sonst weltoffen geben, aber dann Esperanto doch nicht lernen möchten, weil es ja die anderen in der Welt nicht ausreichend berücksichtigen würde. Sollte sich die Entwicklung so einstellen, wie es Tišljar im Ansatz sieht, dann käme es vielleicht zu einem weiteren "Umweg" über großräumige Erdteil-Sprachen, aber dann doch hin zu einer gemeinsamen Sprache. Angenommen, man nimmt Esperanto als Grundlage, lässt die Grammatik bestehen und tauscht nur die Wortstämme aus. Würde man diese Sprache mit den völlig unbekannten Begriffen so gut lernen können, wie Esperanto? Nehmen wir eine relativ verbreitete Sprache wie Suaheli. Wenn das Wort Hoffnung matumaini (klein geschrieben) heißt und Hoffender Matumaini (groß geschrieben), dann würde das neu entstehende Esperanto mit den bekannten Regeln vielleicht Matumainianto heißen. Dazu kämen Bezeichnungen aus den tausenden existierenden Sprachen der Welt. Wie leicht ließe sich diese Sprache in der Welt verstehen und erlernen? Was dagegen denkbar und vielleicht sinnvoll wäre, ist eine Sprachreform, die sich nochmal kleine Grammatikfragen ansieht und vielleicht einige Wörter austauscht. Doch solch eine Sprachreform müsste dann gemeinsam weltweit entwickelt und anerkannt werden. Und solange dies alles nicht eintritt, bleibt es beim bekannten Anspruch und Vorschlag, Esperanto als weltweites Medium zu verwenden. [se]
Weiter bei Zlatko Tišljar. Die künftigen Welt-Regionalsprachen würden wie beim englischen in Dialekten aufgehen. Englisch wie auch Esperanto sollten überall bekannt sein. Esperanto wäre zwar nicht die weltweite Zweitsprache, aber die Hauptsprache in der EU und neben dem konkurrierenden Englisch im weltweiten Markt. Wenn aber die EU dies nicht begreift und den Weg der Ex-Sowjetunion wählt, dann wird sie in 100 Jahren nicht mehr existieren und keine Rolle mehr in der Entwicklung der Welt spielen.
 4. SE ESPERANTO FARIĜUS EŬROPA ŜTATA LINGVO
(WENN ESPERANTO ZUR EUROPÄISCHEN STAATSSPRACHE GEMACHT WÜRDE) Um sich abzugrenzen braucht eine sich formierende Gruppe eine gemeinsame Sprache, die sie sich dann auch schafft. Das kann ideologische Ursachen haben oder einfach ein Behauptungschutz sein. Es geht neben Abwehr auch um eine Erstarkung bis hin zu einem "Imperialismus". Für die Ermöglichung von Pluralität würden zwei oder mehr Mächtige benötigt, damit niemand absolut siegen kann. Man sollte nicht zu naiv sein, an irgendein "ideales" System mit Gleichberechtigung und Harmonie für alle, zu glauben. Denn Menschen haben ihre Natur. Also wird irgendein Mächtiger als Gegengewicht zur Gefährdung durch die USA benötigt. Aus heutiger Sicht kommt nur eine weiterentwickelte EU in Frage. Ziel ist nicht, alles anders zu machen, aber für sich selbst zu stehen, wenn die USA übertreiben. Tišljar gesteht der EU eine gewisse Imperialisierung zu. Außer Europa existiert kein anderer Erdteil mit den Fortschritten in Bereichen wie z.B. Markt und Währung. Aber es geht nicht ohne gemeinsame identifizierende Sprache, die sich vor allem von den USA unterscheidet. Eine solche Sprache muß neutral sein was nur auf Latein und Esperanto zutrifft. Dies muß die Esperantobewegung nutzen. Als EU-Sprache von 500 Millionen Menschen wäre sie die zweitmächtigste Sprache nach dem chinesischen und wäre für weitere Länder z.B. in Asien attraktiv, auch wenn weltweit weiterhin verschiedene Erdteil-Sprachen verwendet werden. Sehr wichtig ist die Stärkung einer EU, Esperanto wird dazu beitragen. Doch Tišljar befürchtet den Zerfall der EU wegen irgendeiner Krise. Dieser Zerfall wäre explosiv. Tatsächlich gibt es die Gefahr eines Rückfalls in einen Zustand der europäischen Teilung vor den Ausgangspunkt von 1989 als möglichen Anfang vom Ende. Das würde vielleicht nicht automatisch den 3. Weltkrieg bedeuten, aber wir wären wieder in der Situation, in welcher mit ihm gerechnet werden könnte. Verlassen wir uns lieber nicht auf das Gerede von national denkenden Menschen, die uns überzeugen wollen, es würde schon nicht so schlimm kommen. ....
KVARA PARTO: KLARIGOJ (VIERTER TEIL: KLARLEGUNGEN)
 1. Kio estas lingvo? (Was ist Sprache?)
 2. Lingvoj ekestas kaj malaperas (Spachen entstehen und verschwinden)
 3. Pri la aŭtoro (Über den Autoren)

Empfehlung: Erwerben Sie bitte wenn möglich angebotene Druckerzeugnisse.
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ipernity.com/group Eŭropo, vi baldaŭ mortos!